Eine Kollegin erzählte mir vor kurzem, dass sie die Corona-Zeit erlebe, wie das Fahren in einer Spielstraße, in einer verkehrs-beruhigten Zone, irgendwie ausgebremst. Eben: Fahren im Schritt-Tempo! Runter vom Gas!
Ja, Wir mussten uns verabschieden von unseren Plänen, unserem gewohnten Alltags-Rhythmus in Schule und Beruf, in der Familie, im Freundeskreis ... und leben lernen mit Unsicherheit, Chaos und Zukunftsängsten. Eine Riesen-Herausforderung – oft sehr schmerzhaft! Und gleichzeitig gab es da viele kleine, kreative Schritte der Ermutigung: in der Presse, Osterbriefe für Senioren, vermehrte und intensive Telefonate, neue Formen der Verbindung über das Internet...
Nein, es kam zu keinem Stillstand – langsam im Schritt-Tempo ging es weiter. Und ich glaube es tut gut auch jetzt, die Öffnung langsam anzugehen. Nichts zu übereilen, sondern Schritt für Schritt zu überlegen, wie wir leben wollen, was uns wichtig ist, persönlich, beruflich, gesellschaftlich, kirchlich. Denn so einiges ist uns allen, glaube ich, neu bewusst geworden: wie wertvoll unsere Beziehungen sind. Die Situation unserer Pflegekräfte. Der Spagat der Eltern zwischen Beruf und Kindererziehung....
In jeder Krise steckt die Chance eines Neuanfangs, die Chance der Veränderung. Stellen wir uns der Frage: wollen wir einfach nur zurück, zu dem „alten“ Leben, zu den „alten“ Freiheiten? Ist das „Alte“ uns genug? Gibt es nicht vielleicht mehr an Leben, ganz andere Wege? „Mensch-Sein bedeutet Veränderung“. (Kardinal John Henry Newman). Darum lassen wir uns fordern von den uns auferlegten Zumutungen und im Schritt-Tempo Neues denken und wagen, miteinander und mit Gott, der uns zusagt: „ich bin mit euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).
Bleiben Sie gesund und neugierig auf das Leben!
Claudia Jung
Pastoralreferentin